Zum zweiten Mal fand am 15. Juni die ganztägige Wanderung durch das Naturschutzgebiet Wutachschlucht statt. Die ausgebuchte, BANU-zertifizierte Tour, begeisterte die Teilnehmer*innen.
Bis zum frühen Morgen hatte es geregnet, die Schlucht war nass und die Feuchtigkeit der Nacht hing an Pflanzen und dem Fels. Doch bereits beim Einstieg in die Lotenbachklamm lugte die Morgensonne durch die Bäume und erzeugte in der wilden Seitenklamm der Wutach eine mystische Atmosphäre.
Auf solidem Granit und Porphyr wanderten wir entlang des wilden Lotenbachs und beschäftigten uns an passenden Plätzen mit Themen wie Gebirgsbildung und der eiszeitlichen Entstehung des jungen Schluchtensystems. In der Hauptschlucht angelangt erlebten wir eindrücklich die Dynamik der Wutach, die ihrem Namen als „Wütende Ache“ heute alle Ehre machte. Doch der Wanderweg war begehbar und so erreichten wir bald nach der Schattenmühle die mächtige Buntsandstein-Formation aus dem System Trias, zu der es einiges zu erklären gab. Die Tour führt uns, teilweise steil aufsteigend, durch fantastische Schluchtenwälder, vorbei an natürlichen Auen und die Morgensonne wärmte uns auf dem Weg durch bunte Magerwiesen.
Am sogenannten “Drachenmaul“, einer beeindruckenden Tuff-Formation, war der obligatorische Fototermin. Aber der Ort eignet sich auch bestens um die Vorgänge des Lösens und der Ausfällung von Kalkstein im Wasser zu erklären. Die Besonderheit hier, Moose sind aktiv bei dem Ausfällungsprozess und der Tuffsteinbildung beteiligt. Am Wegesrand begleitete uns die tolle Flora, die die Schlucht im Frühsommer bereithält. Man könnte stundenlang an vielen eindrucksvollen Orten verweilen.
Geologisch liegt der größte Teil der Wanderstrecke im Muschelkalk, der sich vor mehr als 200 Mio. Jahren als Sediment der Urmeere gebildet hat. Mit einem Gefälle von 4 – 6° streicht die Muschelkalk-Formation nach Osten und erlaubt dem Wanderer die unterschiedlichen Gesteine, die teils in beeindruckender Mächtigkeit anstehen, zu erfahren.
Unterwegs begegneten uns Eintagsfliegen, Steinfliegen und Libellen, die in sauberem Wasser in einer intakten Nahrungskette mit Bachforelle, Wasservögeln und Amphiben existieren. Die Fressplätze der Biber vom letzten Winter sind noch gut erkennbar. Hier wurde richtig „geholzt“ und neuer Lebensraum geschaffen.
Im Keuper angekommen waren wir auch schon bald am Ziel des Tages und mit müden Beinen und voller Eindrücke traten alle ihre Heimreise an.
Text und Fotos:
Günter Nosbüsch
Gewässerführer WBW
SWV Bonndorf
Kontakt: [email protected]
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