Der Narr als Schlüsselfigur epochaler Umbrüche

Vortrag zur aktuellen Ausstellung „Figures du fou“ im Musée du Louvre in Paris

Datum:
29.11.2024 19:30 - 21:00 Uhr

Ort:
Plochingen

Zielgruppen:
Jeder

Kategorie:
Fortbildung

Referent/Leitung:
Prof. Dr. Werner Mezger

Veranstalter:
Schwäbischer Albverein e. V.

E-Mail:
[email protected]

Treffpunkt:
Stadthalle Plochingen, Hermannstraße 25

Körperliche Anforderung:
Leicht

Beschreibung

Der ebenso faszinierenden wie schillernden Figur des Narren als typischer Begleiterscheinung epochaler Veränderungen ist derzeit eine große Ausstellung des Musée du Louvre in Paris mit dem Titel „Figures du fou“ gewidmet, an deren Konzeption und Realisierung Prof. Dr. Mezger selbst maßgeblich mitgewirkt hat.

 

Sein Vortrag am 29. November zeigt mit vielen Bildquellen den Facettenreichtum der Narrenidee und schlägt am Ende den Bogen in die Gegenwart: Ein halbes Jahrtausend nach Sebastian Brants berühmtem Buch „Das Narrenschiff“ leben wir heute erneut in einer Zeit entscheidender Umbrüche, die beunruhigende Parallelen zur Situation um 1500 aufweisen. Selbst Politiker, die keine Historiker sind, sprechen aktuell von einer „Zeitenwende“. Und pünktlich mit dieser Entwicklung sind auch die Narren wieder zurück…   

 

Ein Blick in die Geschichte: Als an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit Entdeckungen das Bild der Welt veränderten, der Buchdruck neue Kommunikationsmöglichkeiten eröffnete, mit den Bauernunruhen sich die frühbürgerliche Revolution anbahnte und schließlich die Vorboten der Reformation die Kirche erschütterten, schrieb Brant 1494 seinen Bestseller „Das Narrenschiff“.  Darin deutete er die Umwälzungen seiner Epoche als Folge eines rasanten Umsichgreifens des Wahnsinns, damals „Narrheit“ genannt. Binnen weniger Jahre war die Figur des Narren in aller Munde. Er diente als Modell für die kritische Auseinandersetzung mit der Zeitsituation und begründete eine förmliche Narrenliteratur, innerhalb derer Thomas Murner den Narrenbegriff sogar in die Reformationspolemik einführte und zum Kampfinstrument machte. Das ging so lange, bis Erasmus von Rotterdam mit seinem „Lob der Torheit“ das Motiv drehte, indem er die Narrheit selber dozierend aufs Katheder steigen und ihre Vorzüge preisen ließ. In der bildenden Kunst gab es eine Fülle von Werken, die in ständig neuen Variationen modern gesprochen die Resilienz der Dummheit zu veranschaulichen suchten. 

 

Der Vortrag von Prof. Dr. Werner Mezger zeigt den Narren als Schlüsselfigur epochaler Umbrüche und erklärt seinen Aufstieg um 1500 ebenso wie seine Wiederkehr in der Gegenwart.

 

Prof. Dr. Werner Mezger lehrte bis 2019 an der Universität Freiburg i. Br. Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie und war bis 2021 Direktor des Freiburger Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa (IVDE). Als Spezialist für kulturelle Transformationen der frühen Neuzeit ist er derzeit für das Musée du Louvre tätig.

Karte zeigt: Treffpunkt