Ohne Ostereier ist Ostern für viele Menschen unvorstellbar. Zwei Drittel der Deutschen bemalen noch Ostereier und mehr als die Hälfte versteckt sie während der Feiertage im Haus oder Garten.

Beim Wanderführer-Treffen Anfang April besteht die Möglichkeit in einem Workshop den Profis über die Schulter zu schauen. Und anschließend selbst kleine Kunstwerke zu gestalten.

Die Malerinnen kommen aus Oberstadion, wo bis 2018 der Brunnen in der Ortsmitte mit über 30.000 Hühner-, Gänse-, Wachtel- und Straußeneier verziert wurde. Jedes Ei ist echt.

Seit Corona gibt es einen Ostereierweg und eine Ausstellung im Krippenmuseum in Oberstadion.

Die Bedeutung des Ostereis

Im Christentum wurde das Ei zum Symbol für die Auferstehung von Jesus Christus: Von außen wirkt es kalt und tot, doch aus seinem Inneren erwächst neues Leben. Somit stand das Ei symbolisch für das Grab in Jerusalem, aus dem Jesus Christus am Ostermorgen von den Toten auferstand.

Weite Verbreitung in der Bevölkerung fand diese Vorstellung durch Merksprüche wie diesen: „Wie der Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Jesus das Grab zerbrochen.“

Dass Eier zum Ostergeschenk wurden, hat sicher auch praktische Gründe. Seit dem Mittelalter verbot die Kirche in der vorösterlichen Fastenzeit den Verzehr von Fleisch und Eierspeisen. Die Folge war, dass sich vor Ostern große Mengen an Eiern ansammelten.

Damit der Eierüberschuss nicht verdarb, wurden die Eier abgekocht und haltbar gemacht. Den um Ostern oft fällig gewordenen Pachtzins entrichteten die Bauern üblicherweise mit den angesammelten Eiern. Die restlichen wurden verziert, zur Weihe in die Kirche mitgenommen und anschließend verschenkt.

Färben und Verzieren

Es ist belegt, dass sich armenische Christen bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus zum ersten Mal Eier schenkten. Dort hatten sie keine praktische Bedeutung, sondern waren ausschließlich ein Symbol für das neue Leben. In der orthodoxen Ostkirche wurden die Eier überwiegend rot bemalt, was direkt auf den auferstandenen Christus und das von ihm vergossene Blut verwies.

Die Bemalung der Eier ist regional sehr unterschiedlich, obwohl in Osteuropa, in Ländern wie der Ukraine oder Russland, nach wie vor die Farbe Rot dominiert. „Pysanka“, zu deutsch „die Geschriebene“, nennt man das in Batiktechnik mit grafischen Mustern versehene Osterei in der Ukraine.

Ab dem 12. Jahrhundert begann man in der lateinischen Westkirche mit dem Färben der Eier. Neben Rot verwendete man auch die Farben Grün, Blau, Gelb und Schwarz. Zusätzlich wurden die Eier verziert, ausgeblasen, beschrieben oder beklebt.

Den aufwändigsten und filigransten Ostereierschmuck innerhalb Deutschlands haben die Sorben in der Lausitz hervorgebracht. Diese westslawische, katholische Volksgruppe im Südosten Brandenburgs verziert ihre Ostereier nach vier alten Verfahren: der Reservier-, Bossier-, Kratz- und Ätztechnik. Am weitesten verbreitet ist die Reservier- oder Wachstechnik, die die schönsten und vielfältigsten Muster hervorbringt.

Grundprinzip dieser Technik ist, dass das Ei mit Wachs verziert und anschließend eingefärbt wird. Auf der Stelle mit den Wachsmustern bleibt die ursprüngliche Farbe erhalten. So ist es möglich, verschiedene Verzierungen mit Wachs aufzutragen und mehrere Farbdurchgänge zu durchlaufen.

Am Schluss der materialintensiven und zeitaufwändigen Prozedur wird das Wachs abgekratzt und das Ei erscheint in verschiedenen Farben und Mustern.

Bräuche rund ums Osterei

Untrennbar zu Ostern gehören die verschiedenen Spiele und Bräuche, die sich rund ums Osterei entwickelt haben. Sicherlich am bekanntesten und heute immer noch von vielen praktiziert ist das Eierkippen, Eierpicken, Eierschlagen oder Eiertitschen.

Dazu braucht man zwei Spieler, die ihre Eier mit der spitzen und mit der runden Seite gegeneinanderschlagen. Wessen Ei unzerstört bleibt, der hat gewonnen und bekommt das Ei des anderen.

In vielen ländlichen Regionen ist auch der Brauch der „Eierlage“ noch weit verbreitet. Zwei junge Männer treten bei einem Laufwettkampf gegeneinander an. Einer muss 104 rohe Eier, die in einem Abstand von etwa einem Meter ausgelegt sind, wieder einsammeln. Dabei darf der sogenannte Raffer immer nur ein Ei aufheben und muss es sofort zurück zum Korb bringen.

Der andere muss in der Zwischenzeit einen 5000 Meter langen Lauf ums Dorf absolvieren. Wer seine Aufgabe als erster erfüllt hat, ist der Sieger.

Zu den Bräuchen ums Osterei zählen auch das Eierrollen oder -schieben. Die Spieler lassen ihre Eier einen kleinen Hügel hinunterrollen. Gewonnen hat der, dessen Ei am weitesten rollt oder noch unbeschädigt das Spiel überstanden hat.

Heute weniger gebräuchlich und fast nur noch in Freilichtmuseen zu bestaunen ist der alte vogtländische Brauch des „Ostereierfangens“. Dabei werfen sich junge Leute die hart gekochten Eier über weite Distanzen zu, zum Beispiel über ein Hausdach hinweg, also von der einen Seite des Hauses zur anderen Seite. Das Ei muss dabei unbeschadet mit einem Korb aufgefangen werden.

Quelle: https://www.planet-wissen.de/kultur/religion/ostern/ostereier-140.html

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